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Neues Kloster Ichtershausen

 

Ichtershausen Kloster

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Freies Wort - Ausgabe Ilm-Kreis, 25.10.2016, Seite 7 / Lokalseiten | Ilm-Kreis

 

Wohnen und Lernen im Knast

Bund und Gemeinde fördern die Umgestaltung des ehemaligen Gefängnisgeländes in Ichtershausen. Vom Land als ehemaligen Besitzer wünschen sich die neuen Inhaber aber mehr Unterstützung. Ichtershausen - "Wir hatten ja gehofft, Ihnen heute schon erste Fortschritte beim Abriss zeigen zu können", Carola Busse, Mitgesellschafterin der Neues Kloster Ichtershausen GmbH + Co. KG (NKI) musste ihre Besucher Montagvormittag diesbezüglich enttäuschen. Nichtsdestotrotz verließen diese zwei Stunden später das ehemalige Jugendgefängnis in Ichtershausen aber mit der Gewissheit: Hier tut sich ordentlich etwas!

CDU-Bundestagsabgeordneter Tankred Schipanski, seine Landtagskollegen Jörg Thamm (Ilm-Kreis) und Jörg Kellner (Gotha), Amt Wachsenburg-Bürgermeister Uwe Möller, sein Vorgänger Klaus von der Krone und weitere Kommunalpolitiker wollten sich ein Bild von den Plänen für ein Areal machen, das rund 150 Jahre lang für die Öffentlichkeit verschlossen war. Nachdem Gefängnisauszug erwarb die NKI das 3,5 Hektar große Gelände. Der Masterplan für die Nutzung überzeugte selbst den Bund. Die Ichtershäuser bekamen als eines von bundesweit nur 17 Projekten und unter 120 Bewerbern den Zuschlag für das Programm "Nationale Projekte des Städtebaus 2016" . Eine Million Euro wird es geben. "Das zeigt, dass man das Ganze als bundesweit bedeutsames Projekt einstuft", erklärte Tankred Schipanski, der der Gemeinde dankte "dass sie sich mit einbringt".

Eine halbe Million Euro hat der Gemeinderat zur Unterstützung bewilligt. Man sei froh, dass sich auf dem Gelände etwas tue, wolle kein zweites Gräfentonna, erklärte Uwe Möller. Hilfe für kranke Kinder Bund wie Kommune wollen ihre Unterstützung aber auch als Aufforderung ans Land verstanden wissen, ebenfalls einen finanziellen Beitrag zu leisten, immerhin war es der ehemalige Eigentümer, welcher zahlreiche Anund Umbauten an den historischen Gebäuden vornahm. "Immerhin haben wir ein Grundstück übernommen, das laut Gutachten einen Wert von minus zwei Millionen Euro hat", erklärte NKI-Geschäftsführer Sebastian von Kloch-Kornitz. 640 000 Euro seien vom Land als Förderung des Abrisses signalisiert worden, doch davon wolle man dort nun nichts mehr wissen. Bisher habe man nur 200 000 Euro erhalten, die bereits vor zwei Jahren bewilligt worden waren. "Dieses Jahr wurde unser Antrag aber abgelehnt", so von Kloch-Kornitz. Man werde es für 2017 erneut versuchen. Geplant haben die Investoren eine vielfältige Nutzung (Freies Wort berichtete) mit Collegiatswohnen, Mehrfamilienhäusern und einem Kindertherapiezentrum "Schloss Marienburg." Diese für das sogenannte "Alte Schloss" geplante Einrichtung liegt Carola Busse besonders am Herzen. "Der Bedarf für ein Therapiezentrum für psychisch kranke Kinder ist groß", sagte sie. Auch im Ilm-Kreis. Hier müssten Kinder bisher nach Bayern zur Behandlung fahren. Demnächst möchte sie potenzielle Betreiber, Kostenträger und Jugendamt zu einem Workshop einladen, um die Pläne zu konkretisieren. Auf 2500 Quadratmetern sollen Räume entstehen, in denen Kinder therapiert und beschult werden können.

Gedacht ist auch an sieben Wohnungen für Familien, die gemeinsam Hilfe erhalten. Etwa einhundert Wohnungen werden in neu zu bauenden Häusern und dem "Neuen Schloss" geschaffen. Dabei steht der Gedanke des Collegiatswohnen im Mittelpunkt. "Stärken und Schwächen ausgleichen, einander helfen", erklärte Sebastian von Kloch-Kornitz. "Es gibt bereits Interessenten aus Deutschland, der Schweiz und Österreich", erklärte Thomas A. Seidel vom Collegiatsstift St. Peter + Paul Erfurt. Zunächst soll aber in Ichtershausen ein anderes Projekt realisiert werden, für das man sich ebenfalls Förderung vom Land erhofft: Ein Romanik und Reformationszentrum. Immerhin liegt das Gelände nicht nur am Gera-Radweg sondern auch am Jakobs- und Lutherweg. Eine alte Scheune auf dem Gelände soll dafür genutzt werden. "Später könnte hier auch ein Café oder ein Klosterladen entstehen", so Seidel. Drumherum würde man den Klostergarten wieder auferstehen lassen. Die Pflanzen dafür hat man bereits aus dem aufgelösten Martinrodaer Kräutergarten. "In Ichtershausen wurde Weltgeschichte geschrieben", machte Pfarrer Dirk Sterzik auf die Bedeutung des Standortes aufmerksam. 1197, so erklärte er, bestimmten die Stauffer in der Klosterkirche Philipp von Schwaben zum Nachfolger Friedrich Barbarossas. 1204 unterwarf sich der Thüringer Landgraf Herman I., der an Seiten von Philipps Gegnern, den Welfen, kämpfte, an diesem Ort dem König. Und drei Jahrhunderte später traf sich in Ichtershausen der Schmalkaldische Bund.

Die Investoren hoffen nun, noch in diesem Jahr mit dem Abriss beginnen zu können. "Die Arbeit findet momentan in den Amtsstuben statt", erklärte Carola Busse. Dort wird auch entschieden, ob die geplante Knastparty am 5. November stattfinden kann oder nicht. Noch gibt es da Bedenken, am Montag machte man sich ein Bild vor Ort.

Quelle: Freies Wort - Ausgabe Ilm-Kreis, 25.10.2016, Seite 7